DDR Technik für den Klassenfeind – gut und günstig

Waren alle Produkte aus der DDR wirklich minderwertig?

Oft heißt es, alles aus der DDR sei minderwertig, unattraktiv, marode oder billig gewesen. Billig stimmt – aber die übrigen Zuschreibungen treffen längst nicht auf alle Produkte zu. Wer heute bei einem Möbeldiscounter schon einmal ein Regal aufgebaut hat, dessen Bohrungen vorne und hinten nicht passen, weiß: Minderwertige Ware gab und gibt es nicht nur in der ehemaligen DDR.

DDR-Produkte im Westen – weiter verbreitet als man denkt

Tatsächlich waren viele Erzeugnisse aus der DDR so solide und begehrt, dass westdeutsche Versandhäuser ihre Kataloge mit Produkten aus Ostdeutschland füllten. In Diskussionen wird dieser Umstand heute oft übersehen oder bewusst unterschlagen. Doch faktisch gab es kaum einen Haushalt in der Bundesrepublik, der nicht wenigstens ein Produkt aus einem DDR-Betrieb besaß.

Ein spannender Blick in den GENEX-Katalog von 1988 zeigt DDR-Produkte, die dort ganz selbstverständlich neben westlichen Fabrikaten angeboten wurden – gleichberechtigt und ohne besondere Hervorhebung.

Beispiel: Der Stereo-Kassettenrekorder SKR 700

Auch der Stereo-Kassettenrekorder SKR 700 aus dem VEB Kombinat Sternradio Berlin fand seinen Weg in den Westen – dort allerdings unter dem Namen „Bruns SKR 700“. Wenn heute jemand sagt: „Kenn ich nicht, nie gehört“, ist das wenig verwunderlich. Wer würde sich spontan an jeden Aldi-Tischgrill von 2014 erinnern? Wer mitreden will, muss sich informieren – das gilt ebenso für DDR-Technik.

Weltmarktführer aus Leipzig: Kirow

Ein echtes Schwergewicht war der VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow Leipzig. Die Kirow-Werke waren zu DDR-Zeiten Weltmarktführer im Bereich Eisenbahndrehkräne und boten Tausenden Menschen Arbeit und Lohn. Bemerkenswert: Die heutige Kirow Ardelt GmbH ist in diesem Segment nach wie vor weltweit führend.

Robotron: Technik made in GDR für den Westen und die USA

Auch die Computerbranche im Westen kaufte in der DDR ein. Drucker des Kombinats Robotron wurden in der BRD unter dem Namen „Präsident“ und in den USA als „Samelco“ verkauft. Für die westdeutsche Tochter des Computerpioniers Commodore – Entwickler des legendären C64 – produzierte Robotron die Mechanik für die schnellen Typenraddrucker CBM 8028 und CBM 8229.

1989 beschäftigte Robotron rund 68.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 12,8 Milliarden Mark – eine enorme Summe für die damalige DDR.

Ein Kapitel deutsch-deutscher Wirtschaftsgeschichte

Es gäbe noch viel mehr zu berichten. Trotz politischer Feindschaft arbeiteten beide deutschen Staaten wirtschaftlich eng zusammen: Die DDR war ein kostengünstiges Produktionsland mit oft überraschend guter Qualität. Warum viele Betriebe nach der Wende „abgewickelt“ und geschlossen wurden, liegt im neuen Wirtschaftssystem begründet, das die DDR-Wirtschaft nicht ohne Weiteres überstand – doch das ist ein eigenes Kapitel der Geschichte.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*